Das Konzentrationslager - das ganz Andere?
Geschichtsbild, Wahrnehmungsprozesse und die Literatur der Überlebenden
DOI:
https://doi.org/10.5283/bidw.v24i31.40Schlagworte:
Romanistik, Französische Literaturwissenschaft, Konzentrationslager, FlossenbürgAbstract
Die Konzentrationslager des NS-Regimes erscheinen zumeist als das ganz Andere − Sonder-Orte jenseits der Gesellschaft und jenseits des Begreifbaren. Diese Wahrnehmung hat viele Gründe: Strukturen, zeitliche Entwicklungen und Sachverhalte sind sehr kompliziert und je nach Lager anders. Gewalt trat darin so massiv und ungezügelt auf, dass es emotional schwierig ist, sich mitdiesem Teil der Geschichte zu befassen. Abwehrbewegungen aufgrund von Schuldgefühlen kommen hinzu. Auch besteht zu kollektiver Gewalt eher Distanz, da der individuelle Anknüpfungspunkt fehlt. Sind nicht die Vorstellungen von KZ-Haft primär durch Bilder gleich aussehender, ausgemergelter Gestalten in gestreifter Kleidung geprägt? Die Literatur der Inhaftierten hat hier eine eigene Bedeutung: Sie eröffnet die Möglichkeit, individuelle Erfahrungen nachzuvollziehen und Vorgänge im Detail zu verstehen. Die Sichtung und Analyse französischer Berichte zum KZ Flossenbürg hat in diesem Zusammenhang u. a. zum Ziel zu untersuchen, welche Funktionen Erinnerungsliteratur für das Geschichtsbild hat, auch für die Vorstellung des Ausnahmecharakters von Konzentrationslagern. Recherchen, Analysen und Kontextualisierung geschehen dabei in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
und deren Leiter Dr. Jörg Skriebeleit.