"Den Schädel auf. Die Brust entzwei."

Gottfried Benn und die Anatomie

Autor/innen

  • Marcus Hahn

DOI:

https://doi.org/10.5283/bidw.v25i33/34.61

Schlagworte:

Literatur, Gottfried Benn, Anatomie

Abstract

Die Ethnologin Sabine Helmers berichtet von einer Feldforschung unter Jurastudierenden, die eine gerichtsmedizinische Vorlesung besuchen, dass die „gezeigte[n] Lichtbilder über ausgeprägte postmortale Veränderungen“ wie beispielsweise „Tierfraß“ oder „Hautablösung durch Lagerung im Wasser“ vom Publikum „mit deutlichem Raunen bzw. Stöhnen“ oder direkt „mit Wegsehen“ beantwortet worden seien. Nicht nur die in der Vorlesung präsentierten Zustände toter Körper lassen an die infernalische, nach der französischen Bezeichnung für ‚Leichenschauhaus‘ benannte Lyriksammlung Morgue und andere Gedichte (1912) des damals gerade fertig studierten Mediziners und Expressionisten Gottfried Benn (1886–1956) denken; auch für die psychologisch gut nachvollziehbaren Reaktionen der angehenden Juristen auf die Medialisierung der Leichensektion finden sich in der Rezeptionsgeschichte dieser Gedichte zahlreiche Entsprechungen. Die Literaturwissenschaft ist nur sehr zögerlich den kultur- und wissenschaftsgeschichtlichen Beziehungen dieser Texte zur Anatomie nachgegangen. Sie stehen im Zentrum des folgenden Beitrags.

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Veröffentlicht

2018-06-18