Die unerwartete Kraft des weißen Goldes
Na+ in der Infektionsabwehr und Immunphysiologie
DOI:
https://doi.org/10.5283/bidw.v26i35/36.16Schlagworte:
Medizin, Immunologie, Immunphysiologie, Natrium, InfektionsabwehrAbstract
Fragen des Natriumhaushalts im Menschen beschäftigten bis vor kurzem weder Immunologen noch Infektiologen. Man ging vereinfachend davon aus, dass sich das außerhalb der Zellen befindliche, d. h. extrazelluläre Natrium im Körper gleichmäßig verteilt, so dass die Niere alleine in der Lage ist, die gesamte extrazelluläre Natriumbilanz zu regulieren. Daher glaubte man zu wissen, dass die im Blut gemessenen Natriumkonzentrationen auch die Natriumspiegel in der extrazellulären Flüssigkeit der Gewebe und Organe widerspiegeln. Diese Annahme scheint jedoch eine starke Vereinfachung darzustellen. So hat man beispielsweise herausgefunden, dass es bei natriumreichen Diäten zu einer Natriumanreicherung in der Haut kommen kann. Heute wissen wir, dass Makrophagen – Fresszellen unseres Immunsystems – in der Regulation dieses natriumreichen Mikromilieus eine wichtige, immunphysiologische Rolle spielen, indem sie den Abtransport von Natrium aus der Haut organisieren. Überraschenderweise kann es auch im Kontext von entzündlichen und infektiösen Prozessen zu einer diätunabhängigen Natriumanreicherung im Gewebe kommen, die wiederum die Aktivität und Funktionalität der Immunzellen verändert. So fördert die gesteigerte Natriumverfügbarkeit beispielsweise die Wehrhaftigkeit der Makrophagen gegenüber Infektionserregern. Die lokale Natriumbilanz stellt somit eine neue, bisher unterschätzte Stellgröße des Immunsystems dar, die Einfluss auf die Infektionsabwehr und Immunphysiologie nimmt.